Sechster Jenischer Kulturtag am 15. Oktober 2022

15. Oktober 2022 ab 12:00 Uhr | Kulturbackstube, die Bäckerei, Dreiheiligenstrasse 21a, 6020 Innsbruck

Die Jenischen Kulturtage wenden sich gegen das Vergessen und treten ein für die Sichtbarmachung der Jenischen Gegenwart und Vergangenheit sowie des Beitrags der Jenischen zur Tiroler Geschichte. Jenseits von herabwürdigender Stereotypisierung und der Romantisierung der fahrenden Lebensweise soll bei den Jenischen Kulturtagen ein realistischeres Bild der teils vergessenen und verschwiegenen, teils noch lebendigen Traditionen, Kultur und Lebensformen gezeichnet werden. In Gesprächen und Erzählungen über damals und heute, über Dokumente und Bilder, in Form von Musik und Handwerk. 

Wir freuen uns auf einen begegnungsreichen Tag mit spannendem Programm!

[Programm zum Download]

PROGRAMM

12:00 Uhr Gemeinsames Mittagessen

13:00 Uhr Begrüßung 
Marco Buckovez: Verein zur Anerkennung d. Jenischen in Österreich u. Europa
Michael Haupt: Initiative Minderheiten Tirol

13:30 Uhr Lesung: „Kleine Furcht“ und Gespräch
Lesung von Klaus Vater aus seiner Novelle „Kleine Furcht“ und Gespräch.
Klaus Vater: Journalist. 2000-2009 Sprecher des Bundesgesundheits-ministeriums, Bundesarbeitsministeriums sowie stellv. Regierungssprecher. Krimiautor, Blogger. Artikel zur Geschichte und Lage der Jenischen in Deutschland. Berater des Zentralrats der Jenischen in Deutschland

15:00 Uhr Jenisches Archiv und re:framing jenisch
Vorstellung Jenisches Archiv und Graphic Novel Projekt re:framing jenisch.
Bernhard Schneider: Politikwissenschaftler, Ideengeber und Mitarbeiter zum Jenischen Archiv
Simone Schönett: Jenische Autorin und Aktivistin, Text der Graphic Novel

16:00 Uhr Filmausschnitte und Gespräch: „Ruäch“
2018 besuchten Andreas Müller und Simon Guy Fässler auf ihrer Reise durch ein jenisches Europa zum ersten Mal den Jenischen Kulturtag in Innsbruck. Heuer beehren sie uns erneut mit dem „Cinemarotl“ und stellen in Auszügen ihr Filmprojekt „Ruäch“ vor. Anschließend Gespräch.
Andreas Müller: Buch, Regie und Ton von „Ruäch“
Simon Guy Fässler: Buch, Co-Regie, Kamera und Co-Produzent von „Ruäch“
Anwesende Protagonist:innen

20:00 Uhr Konzert: Manou
Manou interpretiert in der Besetzung Gesang, akustische Gitarre und Cello Lieder aus einer vergangenen Zeit. Dazu gehören: Jazz-Schlager, Chansons und Lieder aus der jenischen Kultur. Dabei entsteht ruhige und emotionale, aber auch mal treibende und kraftvolle Musik. Sie entwickelt eine eigene Klangwelt, geprägt von der melodiösen Bass Stimme, dem harmonischen Gitarrenspiel und den warmen Cello Sounds.


Jenisches Archiv und Graphic Novel Projekt „re:framing jenisch“

Der Blick der Autoritäten auf Jenische zeugt bis weit in die Geschichte der Zweiten Republik hinein vom Verlangen, ihre Lebensweise zum Verschwinden zu bringen und äußert sich nicht zuletzt in den Archiven der Mehrheitsgesellschaft. Es ist Zeit für eine Gegenerzählung, denn jenische Stimmen fehlen in den historischen Sammlungen weitgehend. Das jenische Archiv ist ein kultureller Speicher, der sammelt, kommentiert und vermittelt. Und er lanciert Kulturprojekte, die ebenjenes Gegenerzählen in den Vordergrund stellen.

In der digitalen Graphic Novel des Projekts „re:framing jenisch“ stellen Simone Schönett (Text) und Isabel Peterhans (Illustrationen) Szenen aus verschiedenen Epochen jenischen Lebens dar, die mit historischen Archivalien und biografischen Interviews verbunden werden. Damit soll den „objektiven“ historischen Fakten die Nahperspektive subjektiver Erfahrung gegenüber gestellt und die Geschichtsschreibung über Jenische kritisch befragt werden.

Mehr Informationen: www.jenisches-archiv.at und www.reframing-jenisch.at


Ausschnitte aus „Ruäch“ (2022) von Andreas Müller und Simon Guy Fässler

Eingeladen von einem jenischen Freund brechen zwei Filmemacher auf zu einer Odyssee durch ein jenisches Europa. Sie entdecken eine verborgene transnationale Kultur, die sie sogleich in ihren Bann zieht. Auf ihrer Reise in die schattigen Täler des Bündnerlands, in die staubigen Banlieus an der Grenze von Genf, zu einem religiösen Treffen in Nordostfrankreich und einem ländlichen Familien-Idyll in Kärnten entstehen poetische und vielschichtige Aufnahmen, die nicht nur von den tiefen Wunden einer verstörenden Vergangenheit erzählen, sondern auch von Gemeinsinn, Freiheitsdrang und Überlebenskunst. «Ruäch» ist ein Film über ein sagenumwobenes Volk – und im Spiegelbild eine Reflexion über uns selbst. 

Ein Dokumentarfilmprojekt von Andreas Müller, Simon Guy Fässler und Marcel Bächtiger, CH 2022.

Mehr Informationen: www.ruaech.ch


Eine Veranstaltung von Jenische in Österreich – Verein zur Anerkennung der Jenischen in Österreich und Europa und der Initiative Minderheiten Tirol. Gefördert vom Land Tirol, Stadt Innsbruck und Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport.

Titelbild: Isabel Peterhans, Motiv der Vinyl-Postkarte des Projekts re:framing jenisch